Der Brite Theo James zählt zu den neuen Filmrebellen, die Frauen fliegen auf ihn, und er traut sich, das Maul aufzumachen. Fast natürlich, dass so ein Kerl für einen verwegenen Duft werben muss
Gedankenversunken blickt Theo James durch die Panoramafenster der Suite im 23. Stock des „W Hotels“ in Barcelona. Plötzlich dreht er sich auf dem Absatz um, lächelt charmant und zeigt auf ein beigefarbenes Ledersofa: „Warum setzen wir uns nicht?“ Wie aufs Stichwort verschwinden die PR-Damen lautlos hinter einer Schiebetür. Allein mit Theo James! Viele Frauen und manche Männer würden in solch einer Situation verrückt werden. Wer zu denen gehört, die von Theodore Peter James Kinnaird Taptiklis – so heißt der in Oxford geborene Schauspieler mit griechischen Wurzeln eigentlich – noch nie etwas gehört haben sollten: Sein Debüt gab er 2010 in der Kultserie „Downton Abbey“. Zwar hielt seine Rolle als türkischer Diplomat nur eine Folge lang (Herztod beim Liebesakt mit Lady Mary), was aber ausreichte, sich bei vielen Castern und noch mehr Verehrerinnen ins Gedächtnis einzubrennen. Vier Jahre später bekam Theo James seine erste große Hauptrolle in der SciFi-Trilogie „Divergent“. Für das Action-Epos gab es euphorisches Lob von Fans – und manch harsches Wort von der Kritik.
Theo, für die „Divergent“-Filme müssen Sie jedes Mal in bestechender körperlicher Verfassung sein. Wie ist das zu schaffen?
Gut, dass Sie das fragen! Ich sollte längst wieder fit sein, in vier Tagen beginnt der Dreh zum dritten Teil. Leider hänge ich etwas hinterher, weil ich andere Film gemacht habe. Um an Masse zuzulegen, stemme ich mindestens sechsmal pro Woche schwere Gewichte. Dazu kommen exzessives Sprint- und Boxtraining!
In der Trilogie kämpfen Sie gegen eine Gesellschaft, die nonkonforme Menschen verstößt. Wenn Sie kein Schauspieler, sondern ein Vollzeitheld wären, für was würden Sie kämpfen?
Für die gerechte Verteilung von Vermögen. Die Schere zwischen Arm und Reich ging in den letzten Jahren immer weiter auseinander. Den Superreichen gehören mittlerweile über fünfzig Prozent des weltweiten Kapitals. Hier könnte ich als Held viel Gutes für den Planeten tun. Ihre Filmfigur sagt „Ich will mutig, selbstlos, intelligent, ehrlich und freundlich sein“. Ist das für Sie auch erstrebenswert? Absolut! Gerade Empathie halte ich für sehr wichtig. In meiner Branche mangelt es manchmal an Einfühlungsvermögen. Es wird oft nicht nachgedacht, was eine bestimmte Handlung bei anderen auslösen kann. Wir sollten jedem mit Respekt begegnen.
Sind Sie selbst ein achtsamer Mensch?
Ich versuche es. Leider neigt man als Schauspieler zur Selbstsucht, weil man viel in sich hineinschaut und alles um einen herum vergisst. Daran muss ich mich selbst erinnern.
Was holt Sie zurück auf den Teppich?
Meine Familie und meine Sicht auf dieses Business. Heute denkt jeder, dass Schauspieler immer auch Stars sein müssen. Wer möchte, kann beide Rollen gern ausfüllen. Ich hingegen bin lieber nur Schauspieler, mache meinen Job, gehe nach Hause, lebe ein ganz normales Leben und lese.
Welches Buch liegt denn gerade bei Ihnen auf dem Nachttisch?
„Savage Harvest“. Ich habe es am Flughafen gekauft. Es handelt von den Entdeckungsreisen des jungen Michael Rockefeller, der 1961 in Papua Neuguinea ums Leben kam. Angeblich durch Kannibalen. Sehr spannend!
Im neuen Kampagnenfilm für Boss werden Sie als Verführer inszeniert. Welchen Verführungen können Sie selbst nicht widerstehen?
Einfach weg zu sein. Ich mag Abenteuer, bin gern in Europa unterwegs. Außerdem liebe ich alte Autos. Gerade restauriere ich einen MG MGB GT. Wunderschön, aber leider schlecht für die Umwelt.
Dieses Interview erschien erstmals 2015 in Gala Men.
Foto: By Christopher William Adach from London, UK